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Memento mori
Der November ist die Zeit des Jahres, in der wir in besonderer Weise der Verstorbenen gedenken. Bei uns Oblaten hängt in jedem Kloster ein schlichtes Holzkreuz. Oft findet man es, wie bei uns im Jugendkloster, am Eingang zur Hauskapelle. Es soll uns an unsere Vergänglichkeit und die Endlichkeit unseres Lebens erinnern. Solch ein Kreuz wird nämlich einem verstorbenen Oblaten mit in den Sarg gegeben. In alten Klöstern oder Kirchen findet man hier und da den lateinischen Ausspruch „Memento mori“ (Bedenke, dass du sterben wirst). Was für manche heutzutage vielleicht sogar makaber wirken mag, ist eine zutiefst christliche Botschaft. Es ist keine Botschaft, die uns mit Trauer oder Angst erfüllen soll, sondern ein Aufruf zum Leben und Handeln, der unser Leben mit Kraft und Freude erfüllen soll.
Solche Wachmacher erinnern uns daran, dass unser Leben ein einmaliges Geschenk ist. Die Zeit, die vergeht, kehrt nicht wieder. Wir können die Vergangenheit nicht wieder zur Gegenwart machen. Aber wir haben die Zukunft vor uns. Und die können wir nutzen.
So ist der November nicht nur die Zeit, in der wir für die Toten beten und uns daran erinnern, dass wir ihnen irgendwann folgen werden. Er bietet auch die Gelegenheit, unser Leben neu ernst zu nehmen und es bewusst zu leben: den Moment zu leben, für die Zukunft offen zu sein und nicht irgendwo in der Vergangenheit festzuhängen oder alte Wunden immer wieder aufzureißen. Der November ist nämlich auch der Monat, der uns auffordert, Sterben zuzulassen und uns nicht in einer Art und Weise an unser Leben oder die Dinge zu klammern, so dass wir letztendlich gar nicht mehr erfüllt und frei leben können.
Mit dem Advent vor der Tür ist der November ein Monat der Hoffnung. Der Tod gehört zum Leben, aber er hat nicht das letzte Wort. Auf den Herbst und den Winter folgt der Frühling. Auf Tod und Verfall folgt das neue Leben. Auf den Karfreitag folgt Ostern. Papst Franziskus schreibt in der Bulle, mit der er das Heilige Jahr 2025 ausgerufen hat: „Tatsächlich täuscht die christliche Hoffnung nicht und sie enttäuscht nicht, denn sie gründet sich auf die Gewissheit, dass nichts und niemand uns jemals von der göttlichen Liebe trennen kann.“ Damit wir das erfahren können, ist Jesus Mensch geworden.
Es grüßt
Pater Patrick Vey, OMI